Credits
Regie: Günter Schwaiger
Drehkonzept: Günter Schwaiger, Julia Mitterlehner
Kamera: Günter Schwaiger
Schnitt: Günter Schwaiger, Martin Eller
Ton: Stefan Rosensprung, Julia Mitterlehner
Herstellungsleitung: Julia Mitterlehner
Dramaturgische Beratung: Constantin Wulff
Filmgeschäftsführung: Susanna Harrer
Musik: Roland Hackl
Produzent*in: Julia Mitterlehner, Günter Schwaiger
Produktion: Günter Schwaiger Filmproduktion e.U.
Hergestellt mit finanzieller Unterstützung von: Österreichisches Filminstitut, FISA Filmstandort Österreich, Land Oberösterreich, Land Salzburg, Österreichischer Zukunftsfonds
ÜBER DEN FILM
Eigentlich wollte ich einen spannenden Umpolungsprozess filmisch begleiten: Ich hatte erfahren, die Sozialeinrichtung Lebenshilfe plante das Geburtshaus von Adolf Hitler zu übernehmen. In meinem ersten in Österreich gedrehten Film sah ich eine Chance zu zeigen, wie sehr mein Land im NS-Aufarbeitungsprozess mittlerweile vorangeschritten war. Doch es kam ganz anders und aus dem ursprünglich einfach gestrickten Projekt wurde ein vielschichtiger Langzeitdokumentarfilm mit fünfjähriger Drehzeit.
Abgesehen davon, dass es der erste Kinofilm überhaupt ist, der sich dem Thema „Geburtshaus von Adolf Hitler“ widmet, basiert WER HAT ANGST VOR BRAUNAU? strukturell auf drei unterschiedlichen dramaturgischen Grundideen, die jenen drei Phasen entsprechen, die der fünfjährige Dreh durchlaufen hat: Zuerst eine fast klassisch dokumentarische Phase, in der ich die stigmatisierte Stadt und den positiven Umpolungsprozess porträtierte, eine zweite investigative, in der ich die Hintergründe untersuchte, die zur polemischen Umentscheidung bezüglich der Nachnutzung geführt hatten, und schließlich, bedingt durch die Stagnation des Umbauprozesses, die Entwicklung hin zum persönlichen Essayfilm, die in eine Auseinandersetzung über Erinnerungskultur und Familiengedächtnis mündete.
In diesem langen Entstehungsprozess wurde mir sukzessive klar, dass die Stigmatisierung der Geburtsstadt von Hitler als „braune Stadt“ und der institutionelle Umgang mit dem Geburtshaus letztlich eine wohl unerwünschte aber dennoch treffende Metapher für die Nicht-Verarbeitung unserer österreichischen Täter- und Mitläufergeschichte ergibt. Denn auch wenn in unserem Land in den letzten Jahren viel für die Opfer des NS-Terrors gemacht worden ist, gibt es keine wirkliche Aufarbeitung unserer Täter:innengeschichte. Ich meine dabei nicht die Nazi-Prominenz oder die ausführenden Täter:innen des Vernichtungsprozesses. Ich beziehe mich auf den Umstand, dass der Großteil von uns in Österreich von Täter- Mitläufer- und Dulder:innen oder im NS-Staat Erzogenen abstammen und nicht von Opfern.
Statt in die eigene Familiengeschichte zu blicken, werden Schuldige immer im Außen gesucht und gefunden. So wird Braunau unverdienterweise zur „braunen Stadt“ und dabei schuldig gesprochen. So wird ein altes Haus, in dem das Baby Adolf nur wenige Monate verbracht hat, zum „Geburtsort des Bösen“ emporstilisiert, dem eine neue Fassade seine giftige Anziehungskraft entziehen soll.
Ich nenne diesen Mechanismus der Verschiebung die geschürte „Angst vor Braunau“. Sie ist bequem, bedient Emotionen und Vorurteile und hat zum Objekt eine kleine Stadt, die sich kaum dagegen wehren kann.
Mir als Österreicher hilft diese künstliche Angst jedoch nicht. Ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht mehr an ein institutionell gesteuertes Geschichtsbild. Zu lange hat es den Blick auf die wahre Verstrickung unserer Vorfahren in das NS-Regime verstellt. Wir müssen unsere Geschichte endlich selbst entdecken und dabei jene Verantwortung übernehmen, die man den Braunauer:innen in Bezug zu Hitlers Geburtshaus trotz jahrzehntelanger Erfahrung nicht zutrauen will.
Durch die Arbeit an diesem Film habe ich für mich entdeckt, dass der von äußerer Bevormundung befreite Dialog mit der eigenen Familiengeschichte Hoffnung und Erleichterung geben kann. Denn er beantwortet Fragen und ermöglicht dadurch Orientierung. In ihm steckt eine große Chance verborgen, im Kleinen das nachzuholen, was im Großen versäumt worden ist. Deshalb sehe ich den Film, trotz all seiner Intensität, nicht als Anklage oder Abrechnung mit der Täteraufarbeitung der Österreicher und Österreicherinnen, sondern vielmehr als Einladung zur Reflektion, die uns vielleicht allen gut tut. Wovor haben wir Angst, wenn wir zurücksehen? Wie war unsere eigene Familie in der NS-Zeit? Was ist davon heute noch in uns? Wie können wir unsere familiäre Täter- und Mitläufergeschichte aufarbeiten, ohne uns immer wieder hinter neuen Fassaden verschanzen zu müssen? Was können wir von jenen wenigen lernen, die anders agierten und Widerstand leisteten?
Eine fruchtbare Geschichtsaufarbeitung kann niemals nur an der Oberfläche und mit klischeehaften Projektionen erfolgen. Sie kann auch nicht nur wissenschaftlich sein, darf niemals von Oben dirigiert oder durch Symbole ersetzt werden. Aufarbeitung heißt vor allem Reden und Zuhören.
Günter Schwaiger
Über den film
Abgesehen davon, dass es der erste Kinofilm überhaupt ist, der sich dem Thema „Geburtshaus von Adolf Hitler“ widmet, basiert WER HAT ANGST VOR BRAUNAU? strukturell auf drei unterschiedlichen dramaturgischen Grundideen, die jenen drei Phasen entsprechen, die der fünfjährige Dreh durchlaufen hat: Zuerst eine fast klassisch dokumentarische Phase, in der ich die stigmatisierte Stadt und den positiven Umpolungsprozess porträtierte, eine zweite investigative, in der ich die Hintergründe untersuchte, die zur polemischen Umentscheidung bezüglich der Nachnutzung geführt hatten, und schließlich, bedingt durch die Stagnation des Umbauprozesses, die Entwicklung hin zum persönlichen Essayfilm, die in eine Auseinandersetzung über Erinnerungskultur und Familiengedächtnis mündete.
In diesem langen Entstehungsprozess wurde mir sukzessive klar, dass die Stigmatisierung der Geburtsstadt von Hitler als „braune Stadt“ und der institutionelle Umgang mit dem Geburtshaus letztlich eine wohl unerwünschte aber dennoch treffende Metapher für die Nicht-Verarbeitung unserer österreichischen Täter- und Mitläufergeschichte ergibt. Denn auch wenn in unserem Land in den letzten Jahren viel für die Opfer des NS-Terrors gemacht worden ist, gibt es keine wirkliche Aufarbeitung unserer Täter:innengeschichte. Ich meine dabei nicht die Nazi-Prominenz oder die ausführenden Täter:innen des Vernichtungsprozesses. Ich beziehe mich auf den Umstand, dass der Großteil von uns in Österreich von Täter- Mitläufer- und Dulder:innen oder im NS-Staat Erzogenen abstammen und nicht von Opfern.
Statt in die eigene Familiengeschichte zu blicken, werden Schuldige immer im Außen gesucht und gefunden. So wird Braunau unverdienterweise zur „braunen Stadt“ und dabei schuldig gesprochen. So wird ein altes Haus, in dem das Baby Adolf nur wenige Monate verbracht hat, zum „Geburtsort des Bösen“ emporstilisiert, dem eine neue Fassade seine giftige Anziehungskraft entziehen soll.
Ich nenne diesen Mechanismus der Verschiebung die geschürte „Angst vor Braunau“. Sie ist bequem, bedient Emotionen und Vorurteile und hat zum Objekt eine kleine Stadt, die sich kaum dagegen wehren kann.
Mir als Österreicher hilft diese künstliche Angst jedoch nicht. Ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht mehr an ein institutionell gesteuertes Geschichtsbild. Zu lange hat es den Blick auf die wahre Verstrickung unserer Vorfahren in das NS-Regime verstellt. Wir müssen unsere Geschichte endlich selbst entdecken und dabei jene Verantwortung übernehmen, die man den Braunauer:innen in Bezug zu Hitlers Geburtshaus trotz jahrzehntelanger Erfahrung nicht zutrauen will.
Durch die Arbeit an diesem Film habe ich für mich entdeckt, dass der von äußerer Bevormundung befreite Dialog mit der eigenen Familiengeschichte Hoffnung und Erleichterung geben kann. Denn er beantwortet Fragen und ermöglicht dadurch Orientierung. In ihm steckt eine große Chance verborgen, im Kleinen das nachzuholen, was im Großen versäumt worden ist. Deshalb sehe ich den Film, trotz all seiner Intensität, nicht als Anklage oder Abrechnung mit der Täteraufarbeitung der Österreicher und Österreicherinnen, sondern vielmehr als Einladung zur Reflektion, die uns vielleicht allen gut tut. Wovor haben wir Angst, wenn wir zurücksehen? Wie war unsere eigene Familie in der NS-Zeit? Was ist davon heute noch in uns? Wie können wir unsere familiäre Täter- und Mitläufergeschichte aufarbeiten, ohne uns immer wieder hinter neuen Fassaden verschanzen zu müssen? Was können wir von jenen wenigen lernen, die anders agierten und Widerstand leisteten?
Eine fruchtbare Geschichtsaufarbeitung kann niemals nur an der Oberfläche und mit klischeehaften Projektionen erfolgen. Sie kann auch nicht nur wissenschaftlich sein, darf niemals von Oben dirigiert oder durch Symbole ersetzt werden. Aufarbeitung heißt vor allem Reden und Zuhören.
Günter Schwaiger
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The Battle Over Austrian Plans to Turn Hitler’s First Home Into a Police Station – Europe – Haaretz.comTELEVISION
JERUSALEM POST, Israel
https://www.jpost.com/diaspora/antisemitism/article-755964
ISRAEL NATIONAL NEWS, Israel
https://www.israelnationalnews.com/news/376025
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https://asianatimes.com/hitlers-house-as-Policen-station-wishes-fulfilled/
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